Andere Tanzstundenfächer

Mitunter weichen Tanzstundenfächer von der gängigen Form ab. Ich stelle hier beispielhaft einen Zelluloid- und einen Faltfächer vor. Vielleicht waren es Mitbringsel einer Patentante, die bevorzugt zu verwenden waren, oder besondere Andenken; vielleicht hat man aus Sparsamkeit einen schon vorhandenen Fächer verwandt – oder man wollte sich einfach mal von der Masse abheben.

Zelluloidfächer haben den Vorteil der Dauerhaftigkeit – aber den Nachteil, dass Bemalung und Beschriftung mit jeder Benutzung abgerieben werden. Auf diesem hier ist mit bloßem Auge noch zu sehen, dass auf den Blüten der rückseitigen Stabenden jeweils ein Name stand („Zur frdl. Erinnerung an Otto P…“), auf einem der unteren Stäben ist ein Teil eines Spruches zu entziffern. Anderes ist nicht mehr lesbar, leider auch keine Jahreszahlen. Die Bemalung auf der Schauseite waren Apfelblüten, ein Goldrand war wohl auch da. Das wirklich Besondere hier ist aber die Form des Fächers: Cabriolet. Cabrioletfächer sind eigentlich Faltfächer,  die statt einer Bespannung deren zwei haben, selten sogar drei, dazwischen sind die Stäbe zu sehen. Dies wurde hier imitiert, wobei der Fächer trotz der zahllosen Durchbrüche sehr stabil ist. Offenbar gab es verschiedene Arten von Zelluloid, denn andere Fächer dieses Materials sind wesentlich biegsamer.  Ein Thema, mit dem sich die amerikanische Sammlerin Cynthia Fendel bestens auskennt, die ein Buch über Zelluloidfächer geschrieben hat, auf dessen Einband sich übrigens ein Fächer ganz ähnlich diesem hier findet. Das Buch ist leider vergriffen bzw. zu einer bibliophilen Kostbarkeit geworden, dabei wüsste ich zu gern, was sie speziell über diesen Fächer zu berichten hat … Der Fächer stammt übrigens auch aus Sachsen, genauer gesagt aus einem schönen Antiquitätengeschäft (auch wohlsortiertes Antiquariat) in der Freiberger Altstadt, zwischen dem berühmten Dom und Nikolaikirche (und wer schonmal in Freiberg ist, sollte ebenso keinesfalls die Freiberger Eierschecke auslassen, die der berühmteren Dresdener quasi noch eins draufsetzt!)

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Dieser Faltfächer ist offenbar japanischer Machart. Das Gestell ist aus leichtem Holz, vermutlich Bambus, das Blatt aus silber gesprenkeltem Papier und doppelt montiert, also von beiden Seiten an die zahlreichen Stäbe geklebt. Die Stäbe sind auf der Vorderseite übergreifend silbern bemalt, auch die Deckstäbe. Der hintere Deckstab ist sehr sorgfältig mit einem roten Faden repariert worden. Die Rückseite ist komplett beschrieben mit Eintragungen aus den Jahren 1906 und 1907. Übrigens stammt auch dieser Fächer aus einer schönen Stadt: Hameln an der Weser. Die Vorbesitzerin, Jahrgang 1925, stammte aus einer alteingesessenen Hamelner Familie, und der Fächer gehörte ihrer Mutter.

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