Crest Collecting Fan

Dieser Fächer stammt aus dem viktorianischen England gegen Ende des 19. Jh.:  Es handelte sich um ein zeitweise weit verbreitetes Hobby bei den jungen Mädchen der gehobenen Gesellschaft („young ladies with nothing better to do“, wie der Vorbesitzer meinte), geprägte Wappen, Monogramme u. Ä. („crests“) aus Briefbögen, Visitenkarten, Umschlägen usw. äußerst kunstvoll auszuschneiden und in Sammelalben, später auch auf hölzerne Fächer („fans“) zu kleben. Auf manchen Fächern wurden die Wappen dann auch noch mit kleinen Punktlinien kunstvoll umrahmt. Was für ein geruhsames Leben muss man führen, um so eine ruhige Hand zu haben!

Die Mode mit dem Auschneiden gelangte kurz darauf auch in die USA. Hier wurden japanische Faltfächer mit „crests“ (auch mit Schriftzügen) beklebt, allerdings kreuz und quer, wie die bunten Etiketten auf einem weitgereisten Schrankkoffer aus der Zeit.

Mit dem Ersten Weltkrieg geriet dieses Hobby dann offenbar auf beiden Seiten des Atlantiks in Vergessenheit, aber es gibt noch genügend Beispiele für die unglaubliche Fingerfertigkeit junger viktorianischer Fräuleins. 

Ich erkenne übrigens nicht ein „crest“ auf diesem Fächer, finde aber viele sehr fantasievoll. Die Monogramme mit dem Krönchen darüber deuten auf einen erlauchten Absender. Der blaue Fächerausschnitt mit dem „F“ (für „fan“?) und der Biene (?) stammt vielleicht von einem Fächermacher.

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